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Wenn Sie einmal darüber nachdenken, in welchen Situationen Sie im alltäglichen Leben Feedback erhalten, welche fallen Ihnen dazu spontan ein?

Bestimmt denken Sie als erstes an Ihren beruflichen Kontext: Feedback von Ihrer Führungskraft oder Ihren Kollegen. Dann natürlich auch an Situationen, wo sie von Ihrer Familie, Ihrem Partner oder Freunden ein nettes oder kritisches Wort erhalten haben. Oder vielleicht fällt Ihnen auch ein schöner Kommentar unter Ihrem letzten geposteten Bild auf Instagram oder Facebook ein.

Feedback hier, Feedback da: Überall und zu jeder Zeit

Nicht nur Sie, sondern wir alle erhalten mittlerweile über die verschiedensten Wege Feedback – und das zu den unterschiedlichsten Inhalten und Verhaltensweisen. Dabei vor allem jederzeit über soziale Plattformen, die noch einmal eine ganz andere Dimension durch Kommentar- oder „Gefällt mir“-Funktionen offenbaren.
Wie gehen wir, Sie und ich, mit dieser vermeintlichen Kritik, egal ob wir sie einfordern oder einfach so erhalten, um? Wie reagieren wir darauf? Wie bewegt, wie trifft uns Feedback? Verstehen wir es wirklich als „aussagekräftige und nützliche Einschätzungen“ (Burkhard und Nemes 2015, S. 39), die uns helfen, mehr über uns selbst – sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext – herauszufinden (vgl. ebd., S. 38f.)?

Feedbackrobust vs. Feedbacksensibel

Erst vor kurzem habe ich in einem Training eine sehr interessante Feedbacksituation nach einer Praxisphase erlebt, die für mich ganz klar aufzeigt: NEIN, Feedback hat nicht immer, zumindest nicht immer kurzfristig und nicht für jeden Feedbacknehmer, einen positiven Effekt. Langfristig gesehen kann kritisches und offenes Feedback durchaus eine sehr positive Wirkung haben, aber auch hier müssen wir genauer hinsehen. Für mich war es in meinem Beispiel spannend zu beobachten, was im Moment der Mitteilung des Feedbacks bei den unterschiedlichen Teilnehmern ausgelöst wurde. Allein in der Mimik waren eindeutige Unterschiede auszumachen, die sich im folgenden Verhalten noch mehr ausdifferenzierten. So reagierte eine Gruppe der Teilnehmer sehr offen auf ihr Feedback, sichtlich interessiert daran zu verstehen, wie der Feedbackgeber seine Kritik begründet. Das Feedback haben diese Teilnehmer als „Aha“-Erlebnisse nicht auf sich selbst bezogen, sondern eher als eine Art Anstoßgeber aufgenommen, um beim nächsten Mal etwas Neues auszuprobieren, einen anderen Weg einzuschlagen. Sie fragten nach, um aus ihren Fehlern lernen zu können. Die anderen Teilnehmer verhielten sich wiederum ganz anders. Sie wirkten aufgeregt und nervös, die Angst, dass kritische Fehler benannt werden könnten, spiegelte sich in ihren Augen wider. Auf das gegebene Feedback folgten von diesen Teilnehmer vielmehr „Oh je“-Reaktionen und eine regelrechte Suche nach Lob. Für sie stand ab nun das weitere Üben im Vordergrund, um beim nächsten Mal ein perfektes Ergebnis abzuliefern.
Schmettert Kritik an der einen Gruppe regelrecht ab und eine Robustheit kommt zum Vorschein, trifft bei der anderen Gruppe Kritik tief ins eigene Mark und eine Sensibilität ist zu erkennen.

Dieser Unterschied beim Umgang mit Feedback ist per se nicht negativ zu bewerten, kann aber sowohl auf der einen Seite für die Feedbackrobusten als auch auf der anderen Seite für die Feedbacksensiblen ausschlaggebende Folgen haben. So kann das Verhalten der Robusten von anderen im positiven Fall als selbstsicher und im negativen Fall als überheblich verstanden werden. Im Gegenzug kann das Verhalten der Sensiblen auf andere perfektionistisch, aber auch sich selbst ausbremsend und handlungsunflexibel wirken.

In meinem benannten Training konnte ich diese Verhaltensweisen nicht nur beobachten, das unterschiedliche Streben der Teilnehmer schwirrte förmlich in der Luft und erfüllte den Seminarraum mit einer guten Mischung, die die weitere Praxisphase produktiver erscheinen ließ. Aus diesem Grund ist klar, um welche Frage es sich bei unserem Umgang mit Kritik wirklich dreht: Können und wollen wir langfristig einen Nutzen daraus ziehen?

Wie Sie mit Kritik umgehen könn(t)en

Daher denken Sie doch selber beim nächsten Mal, nachdem Sie ein Feedback erhalten haben, über diese Frage nach. Achten Sie auch zusätzlich, egal ob Sie feedbackrobust oder feedbacksensibel sind, nicht nur im beruflichen Kontext, sondern auch im alltäglichen Umfeld darauf, wie Feedback auf Sie einwirkt. Seien Sie offen dafür, was Feedback mit Ihnen macht, wie Sie darauf reagieren und wie Sie damit umgehen. Denn so wie es aussieht, wird die dauernde Feedbackschleife so schnell nicht wieder abnehmen.


Quellen:

  • Burkhart, S., & Nemes, O. (2015): Die Generation Y. Der Beginn einer neuen Ära am Arbeitsplatz. Mittzwanziger verstehen, für sich gewinnen und langfristig binden. Eigenverlag (E-Book).

Wenn Sie gerne mehr zum Thema Feedbackgeben erfahren möchten, dann ist unser Booklet Feedbackkompetenz für Führungskräfte genau die richtige Lektüre für Sie! Mit wertvollem Wissen rund um das Thema Feedback unterstützen wir Sie dabei, sich auf Feedbackgespräche pro­fes­si­onell vorzubereiten, um sie souverän und gekonnt durch­führen zu können sowie den größtmöglichen Nutzen für Sie als Feed­back­geber, aber natürlich auch den Empfänger, zu erreichen.

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