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Hallo Tim, schön, dass wir heute über Storytelling sprechen! Stell dich doch kurz vor.

Ich bin seit über 20 Jahren im Personalbereich tätig, habe als HR Generalist im Banking angefangen und bin dann in die Talentaquisition gewechselt – immer mit internationalem Bezug. Ich habe in London und der Schweiz gearbeitet, in großen und kleinen Unternehmen, Familienbetrieben, börsennotierten Konzernen und Start-ups. Später habe ich mich stärker auf „Talent Enablement“ und „Engagement“ fokussiert. Nebenbei akkreditiere ich Studiengänge für die FIBAA, habe den „Queb - Bundesverband Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting e.V.“ mitgegründet und bin dort mittlerweile Ehrenbeirat. Seit einem Jahr bin ich Director People & Culture bei der IFZA in Dubai.

 

Wie würdest du deinen beruflichen Alltag in drei Worten beschreiben?

Mhh..…. Unvorhersehbar, schnell und effizient.

 

Was bedeutet das konkret?

Unvorhersehbar, weil sich Pläne oft ändern – gerade wenn man mit Top Executives oder Entrepreneuren arbeitet. Sie haben eine Idee, und man muss flexibel reagieren.
Schnell, weil ich mich ständig zwischen Themen und Situationen umschalten muss: von Konfliktgesprächen zu Talentmanagement zu strategischen Meetings...
Effizient, weil ich es schaffe, meist „9-to-5“ zu arbeiten. Okay, es ist etwas mehr, aber ich schaffe es ohne mein Team allein zu lassen.

 

Du hast in dem Buch HR-Storytelling den Artikel „Internes Storytelling: Mitarbeitende und Management gewinnen“ geschrieben. Wann bist du erstmals mit Storytelling in Berührung gekommen?

Das war bei Microsoft. Dort gab es ein Brand House, das auch für den Personalbereich galt. Ich habe gelernt, dass eine Marke über Geschichten transportiert wird. Ein Beispiel sind Anekdoten über Steve Ballmer – die haben geholfen, die Unternehmenskultur zu vermitteln.

 

Storytelling existiert in jedem Unternehmen. In deinem Artikel sagst du: „Storytelling wird in allen Unternehmen gelebt, aber die Frage ist, ob HR aktiv beteiligt ist oder nicht.“ Welche Rolle spielt HR konkret?

Das Storytelling in allen Unternehmen existiert, ist keine These, das ist Fakt. Unternehmensidentität lebt durch Geschichten – über den Gründer, über besondere Ereignisse oder Werte. Swarovski erzählt immer die Geschichte, wie Daniel Swarovski aus Böhmen nach Wattens kam.
HR muss zwei Dinge tun: Erstens: wissen, welche Geschichten im Unternehmen erzählt werden. Zweitens: aktiv Geschichten fördern oder entwickeln, die die Unternehmenskultur und Unternehmensbild prägen.

 

Hast du ein konkretes Beispiel für gezieltes Storytelling durch HR?

Ja, ein Beispiel ist die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten in einem Unternehmen, wo sowohl Mitarbeitende als auch Manager skeptisch waren. Das Management wusste, dass es notwendig war, um Servicelevels zu verbessern. Ich habe die Manager aufgefordert, freitags mittags nach Hause zu gehen und ihrem Team zu sagen: „Ich geh jetzt nachhause an den Pool.“
Ob sie wirklich entspannt haben oder weitergearbeitet haben, war zweitrangig – die Botschaft war entscheidend. Es sollte psychologische Sicherheit schaffen, dass auch die Mitarbeitenden sich trauen, früher zu gehen, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben.

 

Eine spannende Methode! Welche Formate eignen sich besonders gut für Storytelling?

Direktes, persönliches Erzählen – Word of Mouth – ist intern extrem effektiv. Auch visuelles Storytelling funktioniert gut, besonders im Employer Branding. Ich bin visuell geprägt, daher finde ich Bilder oft wirkungsvoller als Text. Albert Einstein sagte: „Wenn du es nicht einfach erklären kannst, hast du es nicht gut genug verstanden.“ Ein Bild vermittelt eine Botschaft oft intuitiver.

 

Wie können Führungskräfte ihre Storytelling-Fähigkeiten verbessern?

Indem sie üben, im Alltag bewusst Geschichten zu erzählen. Die meisten Menschen haben Familie oder Freunde – man kann damit anfangen, beim Abendessen oder in der Bar aktiv Geschichten zu erzählen und zu beobachten, wie sie wirken. Manche haben das Talent intuitiv, andere müssen es trainieren. Aber es hilft, die eigene Kommunikation bewusster zu gestalten.

 

Gibt es eine Geschichte, die dich persönlich geprägt hat?

Lassen wir die Bibel mal außen vor… Mein früheres Lieblingsbuch war Die Liebe in Zeiten der Cholera. Es erzählt von einem Paar, das erst am Lebensende zusammenkommt, sich aber schon lange kennt. Die Botschaft ist: Persistenz zahlt sich aus. Das lässt sich auch auf Business Networking übertragen.

 

Welche Storytelling-Trends siehst du in den nächsten Jahren für HR?

Storytelling wird einfacher, weil AI uns unterstützt. Man kann eine KI bitten, eine Geschichte mit einer bestimmten Botschaft zu schreiben. Natürlich sind echte Geschichten besser, aber AI vereinfacht es uns, Storys auszuschmücken und Storytelling gezielt einzusetzen. Das sollten wir nutzen.

 

Vielen Dank für deine spannenden Einblicke, Tim!

Hat mir Spaß gemacht, vielen Dank!

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