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Vor kurzem twitterte Ben John ein Foto der Google Suche seiner Oma. In der Suchleiste ist übersetzt folgendes zu lesen: „Bitte übersetze diese römischen Ziffern MCMXCVIII danke“. Mit seinem Post ist Ben John in Sekunden berühmt geworden. Innerhalb weniger Tage wurde das Bild über 30.000 mal geteilt und fast 50.000 mal mit „gefällt mir“ markiert. BBC und ABC berichteten und auch deutsche Radiosender und Zeitungen informierten die Welt über die wohl höflichste Google-Nutzerin.

„So cute it hurts“

Besonders junge Menschen waren begeistert von Bens Oma. Neben mehrerer Anfragen von Nachrichtensendern, finden sich unter seinem Twitter Post Kommentare wie „This is so adorable“, „that’s really charming“ oder „so cute it hurts“. Wahrscheinlich schießen nahezu jedem als erstes ähnliche Gedanken durch den Kopf. Aber ist es nicht etwas erschreckend, dass ein einfaches „Bitte“ und „Danke“ – auch wenn sie an Google gerichtet sind – einen solchen Hype auslösen?

Kommunikation 2.0

Die Technologisierung verändert besonders das Kommunikationsverhalten jüngerer Generationen. Schon 2010 zeigte die Studie „Gesprächskultur 2.0“ des Institus für Demoskopie Allensbach große Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Während ältere Menschen nach wie vor persönliche Gespräche bevorzugen und nutzen, setzen die jungen Generationen vermehrt auf Online-Kommunikation. Obwohl die meisten den Gesprächen über das Internet weniger Vertrautheit, Emotionalität und Ehrlichkeit zusprechen, ist es doch häufig das Medium der Wahl, um sich auszutauschen. Besonders im Arbeitsalltag kommunizieren wir zu einem Großteil über E-Mails. Die Vorteile sollen hier natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Es geht schneller und ist zeit- und ortsunabhängig. Dennoch führt es gerade in der internen Kommunikation zu Missverständnissen und Konflikten.

Was wir von unseren Omas lernen können

Besser ein Bitte zu viel als eins zu wenig

Der Ton macht die Musik, sagt ein altes Sprichwort. Leider fehlen uns im E-Mail Kontakt Tonlagen, Lautstärken aber auch Mimik und Gestik. Das macht es umso wichtiger, sich mit Hilfe von Worten gut und verständlich auszudrücken. „Hallo“, „Bitte“ oder „Danke“ erscheinen uns vielleicht überflüssig, machen aber einen großen Unterschied. Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gesprächspartners: Wie würden Sie selbst Ihre Nachricht verstehen? Klingt sie nicht vielleicht doch etwas unfreundlich oder zu fordernd? Die Google-Suche von Ben Johns Großmutter hätte ohne das „Bitte“ und „Danke“ niemals so viele Menschen zum Lächeln gebracht. Und wir dürfen im Alltag nicht vergessen, dass wir, obwohl wir nur den PC vor uns sehen, mit echten Menschen kommunizieren.

Persönliche Gespräche suchen

Seien Sie ehrlich – wie häufig schicken Sie Ihren Kollegen, die im Büro nebenan sitzen lieber eine E-Mail oder Chatnachricht, anstatt aufzustehen und ein paar Meter zu laufen? Nehmen Sie sich doch einfach mal die 2 Minuten und klopfen Sie am Büro nebenan an. So gestalten sie Ihren Umgang nicht nur persönlicher sondern auch nachdrücklicher. Wahrscheinlich werden Sie auf diese Weise schneller eine Antwort bekommen, als wenn Ihre Nachfrage in der alltäglichen E-Mail-Flut droht unterzugehen. Ihre Oma würde wahrscheinlich auch keine WhatsApp-Nachricht von der Küche ins Wohnzimmer schicken.

Vertrauen und Nähe aufbauen

Wann haben Sie zuletzt Ihre Oma angerufen, ohne sie zu fragen, wie es ihr geht und mit ihr ein wenig Small Talk zu halten? Auch wenn wir etwas anderes von unseren Mitmenschen möchten und aus einem ganz speziellen Grund anrufen, dürfen wir die Faktoren Nähe und Vertrauen nicht außer Acht lassen. Wenn wir unserem Gegenüber das Gefühl geben, dass wir uns für seine Belange interessieren und er uns wichtig ist, gestalten wir Gespräche angenehmer und intimer. Menschen, die uns Wertschätzung entgegen bringen, sind uns automatisch sympathischer als jene, die uns nur kontaktieren, um etwas zu bekommen. Somit schlagen wir ihnen auch ungern etwas aus und sind schon von selbst darauf bedacht, einen Kompromiss zu finden, der beide Seiten zufrieden stellt.

„The world could use more thoughtful people like this“

Wenn wir uns in unserem alltäglichen Leben und auch im Arbeitskontext ein Beispiel an Ben Johns Oma nehmen, können wir unsere Kommunikation erheblich verbessern. Ein nettes Wort und Zeichen der Wertschätzung kosten uns vielleicht im Moment etwas mehr Zeit, führen aber schneller zu einem positiven Ergebnis – und das meistens für beide Seiten. Ich schließe mich dem Kommentar eines Twitter-Users an: „The world could use more thoughtful people like this.“

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