Um mit einer kleinen gedanklichen Reise zu starten, stellen Sie sich vor: Ihre Kollegen und Sie sind gerade in einer stressigen Projektarbeit. Bis zur Deadline am Montag müssen gefühlt noch tausend Dinge erledigt werden und die Frist droht nicht eingehalten werden zu können. Hektisch wird telefoniert, alle laufen durcheinander wie aufgescheuchte Hühner. Der ein oder andere weiß dabei schon gar nicht mehr, wohin er eigentlich wollte. Hauptsache im Chaos mitlaufen. Und zu alldem sind alle übermüdet und genervt. Auf gut Deutsch: „Die Hütte brennt. Und zwar lichterloh.“
Doch plötzlich kommt ihr Chef zur Tür rein, klatscht laut in die Hände und sagt strahlend: „So Kinder – einmal Ruhe bitte, wir machen jetzt eine Achtsamkeitsübung“.
Was denken Sie in diesem Moment über den Chef? Und wie glauben Sie arbeitet das Team danach weiter?
Warum der Chef in dieser – zugegebenermaßen etwas überspitzten – Szene vielleicht gar nicht so falsch liegt, was all das mit Resilienz zu tun hat und welche Rolle die Führungskraft dabei spielt, schauen wir uns jetzt an.
Die Bedeutung von Resilienz – warum sie mehr ist als „wieder aufstehen“
Resilienz ist die Fähigkeit, auch unter hoher Belastung, handlungsfähig zu bleiben und sich nach Rückschlägen und Stressoren psychisch zu stabilisieren. Oft wird sie mit innerer Widerstandskraft gleichgesetzt, aber das greift zu kurz. Resilienz bedeutet nicht, Stress spurlos an sich abperlen zu lassen. Sondern vielmehr, bewusst mit Herausforderungen umzugehen, die eigene Energie zu steuern, regelmäßig aufzutanken und möglicherweise gestärkt aus der Situation hervorzugehen.
Dabei ist ein wichtiger Aspekt: Resilienzfördernde Verhaltensweisen und Denkmuster lassen sich erlernen und trainieren. Und viele von uns haben, bewusst oder unbewusst, solche Maßnahmen in den Alltag integriert oder wissen zumindest, welche das wären. Doch warum setzen wir all das dann gerade in stressigeren Phasen nicht immer konsequent um?
Das Erholungsparadox: Warum wir uns dessen bewusst sein sollten
In Hochphasen ist der Kalender voll, die Zeit knapp – und genau dann neigen viele dazu, für eine kurzfristige Zielerreichung auf Erholung zu verzichten. Spaziergänge, Sport, Reflexion oder kleine mentale Pausen werden als „Luxus“ empfunden, den man sich später wieder gönnen kann.
Doch genau hier liegt das Paradoxe: Wer in Stresszeiten auf Erholung verzichtet, schwächt seine Resilienz – und wird dadurch noch anfälliger für Überforderung. Der Effekt ist oft ein Teufelskreis: Der Stress steigt, die Selbstfürsorge sinkt und das Wohlbefinden wie auch die Leistungsfähigkeit werden langfristig beeinträchtigt.
Resilienz braucht Routine – nicht Reaktion
Doch Resilienz ist kein Notfallkoffer, den man nur bei Krisen aus dem Schrank holt, denn dann ist es deutlich schwieriger kurzfristig gegenzusteuern. Resilienz entsteht durch Kontinuität – durch kleine, aber regelmäßige Rituale, die Körper und Geist stärken.
Man sollte unabhängig von der aktuellen Lage seine Resilienz durch regelmäßige Maßnahmen stets aufrechterhalten, um von ihr auch in stressigeren Phasen vollumfänglich profitieren zu können.
Resilienz beginnt bei der Führungskraft
Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Resilienzmaßnahmen kommt dabei den Führungskräften zu. Stets nach einem einfachen Prinzip: Vorbild sein. Führungskräfte prägen nämlich nicht nur durch Worte, sondern vor allem durch Verhalten. Daraus erwächst auch eine Verantwortung: Wer selbst regelmäßig Pausen einplant, Grenzen setzt und Selbstfürsorge betreibt, sendet zum einen ein starkes Signal und motiviert zugleich nach dem Motto: Resilienz ist erlaubt – und erwünscht.
Indem Führungskräfte Resilienzmaßnahmen sowie Stressmanagement fördern und aktiv von den Mitarbeitern einfordern, können Effekte wie eine Steigerung des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit wie auch eine Senkung von Fehlzeiten angestoßen werden.
5 Tipps, um Resilienzmaßnahmen auch in stressigen Phasen aufrechtzuerhalten:
- Blocken Sie Ihre Resilienzzeit im Kalender – und behandeln Sie sie wie einen Geschäftstermin.
Ob 15 Minuten Bewegung, Reflexion oder eine bewusste Pause: Nur was geplant ist, passiert auch. Machen Sie Resilienz zur festen Routine – nicht zum Lückenfüller. - Verankern Sie kleine Pausen im Arbeitsalltag.
Kleine Rituale wie ein bewusster Kaffee ohne Ablenkung, ein kurzer Spaziergang nach dem Mittagessen oder drei tiefe Atemzüge vor Meetings helfen, das Stresslevel zu regulieren. - Machen Sie Resilienz zur Teamkultur.
Initiieren Sie Austauschformate wie „Highlight der Woche“ oder „Was wir diese Woche gelernt haben“. Das fördert nicht nur kollektive Reflexion, sondern auch gegenseitige Wertschätzung und mentale Entlastung. - Nutzen Sie digitale Tools zur Selbstfürsorge.
Ob Reminder für Pausen, kurze Achtsamkeits-Apps oder Fokusmusik – digitale Helfer können Struktur geben, ohne zusätzlichen Aufwand zu verursachen. - Akzeptieren Sie: Nicht alles geht immer. Aber immer geht etwas.
Auch wenn eine Stunde Joggen heute nicht drin ist – vielleicht sind es 10 Minuten Stretching oder ein kurzes Check-in mit sich selbst. Perfektion ist nicht das Ziel, Kontinuität schon.
Wenn Sie tiefer einsteigen möchten:
In unserem Booklet „Erfolgreiche Führung durch Resilienz und Stressmanagement“ finden Sie praxisnahe Impulse für eine ertragreiche Anwendung im Alltag – inklusive konkreter Strategien, Reflexionsfragen und Umsetzungsbeispielen. Schauen Sie auch gerne zu weiteren Artikeln in unseren Blog, den wir regelmäßig mit neuen Inhalten bespielen.