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Wo stehen wir zurzeit?

In unserer Arbeit mit Kunden aus den verschiedensten Branchen und Unternehmensgrößen stellen wir immer wieder fest: Veränderungen stehen mittlerweile auf der Tagesordnung. „Immer schneller, besser, wirtschaftlicher und innovativer werden“ – das sind Ziele, die viele Unternehmen formulieren und aktiv angehen, um dem Wettbewerb in der sich ständig wandelnden, globalisierten und digitalisierten Welt standzuhalten. Leichter gesagt als getan, denn mit den positiven Aspekten und Chancen von Veränderungen gehen auch besondere Herausforderungen und Konflikte einher. Um Veränderungen erfolgreich implementieren zu können, gilt es, die Menschen im Unternehmen von Anfang an mitzunehmen, ihnen ihre Sorgen und Bedenken zu nehmen und sie aktiv zu unterstützen, damit sie die Notwendigkeit der Veränderung verstehen, diese akzeptieren und letztendlich auch in ihrem Arbeitsalltag umsetzen.

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, mit welchen emotionalen Befindlichkeiten und Konflikten Sie in den verschiedenen Phasen eines Veränderungsprozesses rechnen müssen und praxisnahe Tipps suchen, um als Personaler/in oder Führungskraft die Mitarbeiter in dieser herausfordernden Zeit erfolgreich zu motivieren und zu begleiten, dann ist dieser Beitrag interessant für Sie. Diese Aspekte beleuchten wir näher:

  1. Der Veränderungsprozess als Vier-Zimmer-Wohnung
  2. Standortbestimmung: In welchem Zimmer befinden Sie sich? Wo stehen die Mitarbeiter?
  3. Was brauchen Menschen in den verschiedenen Zimmern der Veränderung und was können Sie konkret tun?
    • Die Ruhe vor dem Sturm – Das Zimmer der Zufriedenheit
    • Veränderung? Nein danke! – Das Zimmer der Verleugnung
    • Durch das Tal der Tränen – Das Zimmer der Verwirrung
    • Auf zu neuen Ufern – Das Zimmer der Erneuerung

Der Veränderungsprozess als Vier-Zimmer-Wohnung

Die vier Zimmer der Veränderung sind ein Sinnbild oder Modell, das aufzeigt, wie der Mensch auf Veränderungen reagiert. Es ist beobachtbar, dass Menschen in Veränderungsprozessen grundsätzlich vier emotionale Phasen durchlaufen, die wir uns als eine Vier-Zimmer-Wohnung vorstellen können. Die Abfolge dieser Phasen bzw. der Durchlauf der Zimmer ist erstaunlicherweise immer gleich und einzelne Phasen können nicht übersprungen werden. Die Intensität, mit der die unterschiedlichen Phasen der Veränderung durchlaufen werden, variiert mit dem Ausmaß der Veränderung und von Person zu Person. Die Skala reicht von „kaum zu beobachten“ bis zu „massiven Leistungseinbrüchen“.

Das erste Zimmer ist das Zimmer der Zufriedenheit. Dort befinden sich Menschen vor Beginn des eigentlichen Veränderungsprozesses. Hier möchten sie bleiben und das bisher Erreichte genießen und erhalten. Hier fühlen sie sich sicher und sind Herr der Lage. Dieses Zimmer wird nur verlassen, wenn sich ändernde Umstände oder äußere Rahmenbedingungen die Menschen förmlich dazu zwingen.

Tritt ein solcher „Zwang“ ein, der die Menschen aus dem Zimmer der Zufriedenheit vertreibt, dann betreten sie das zweite Zimmer, das Zimmer der Verleugnung. Dort tun sie so, als sei alles in Ordnung. Sie glauben, dass sie alles im Griff haben. Zum Teil formulieren Sie auch „Ja, ja, es wird sich etwas ändern, aber ich denke, in meiner Abteilung wird das kaum Auswirkungen haben, für die anderen kann es schlimm sein, bei uns nicht“. Insgeheim ahnen sie jedoch vielleicht, dass sie sich selbst betrügen. Es macht sich ein Gefühl der Unbehaglichkeit breit ggf. verhalten sie sich passiv in Bezug auf die Veränderung. Nach außen verbergen die Menschen die Sorgen hinter Verneinung. Sie verschließen Augen und Ohren vor den Signalen der Veränderung, damit sie sich der Realität nicht stellen müssen. Häufig wird versucht, von hier aus auf direktem Weg in das letzte der vier Zimmer zu gelangen – das Zimmer der Erneuerung. Das misslingt jedoch, denn den Menschen fehlen noch notwendige Verarbeitungsprozesse.

Wenn sich die Menschen ihren Frust und Ärger eingestehen und zugeben, dass sich die Dinge auch für sie ändern und sie aktuell nicht mehr wissen, was sie tun sollen, gelingt der Schritt ins dritte Zimmer, das Zimmer der Verwirrung. Hier gestehen sie sich ihre Sorgen und Ängste ein und begreifen, dass es kein Zurück mehr gibt. In diesem ungemütlichen Zimmer herrschen emotionale Verwirrung und Chaos. Was gestern noch richtig war, passt jetzt nicht mehr. Die alten Regeln sind außer Kraft gesetzt und das Neue wird noch nicht beherrscht. Die Menschen fühlen sich inkompetent, handlungsunfähig, hilflos und ohnmächtig in diesem Tal der Tränen.

Erst wenn Menschen begreifen, dass das Alte nicht mehr weiter hilft, kann es wieder vorwärts gehen und eine Ahnung des Neuen keimt auf. Je besser es jetzt gelingt, ein klares und attraktives Bild der gewünschten Zukunft zu entwerfen, desto leichter wird es, die unvermeidliche Verwirrung und das Chaos auszuschalten. Wenn dieser Tiefpunkt erreicht und überwunden wird, sind Menschen bereit sich auf das Neue einzulassen. Das Zimmer der Verwirrung ist für den Gesamtveränderungsprozess das entscheidende, denn hier geschieht das eigentliche Umdenken und Lernen.

Ist der Tiefpunkt überwunden, kann das vierte Zimmer betreten werden, das Zimmer der Erneuerung. Hier wird das Neue in die Tat umgesetzt und ausprobiert. Die Menschen machen Erfahrungen, lernen aus Rückschlägen und gewinnen wieder Sicherheit. Das schafft Orientierung und das Gefühl, wieder handlungsfähig zu sein. Jetzt öffnet sich die Tür wieder zum Zimmer der Zufriedenheit. Die Menschen sind zurück auf Start – und bereit für die nächste Runde.

Standortbestimmung: In welchem Zimmer befinden Sie sich? Wo stehen die Mitarbeiter?

Wenn Sie sich aktuell in einem Veränderungsprozess befinden, empfehlen wir Ihnen mit Blick auf die oben beschriebenen Zimmer der Veränderung eine differenzierte Standortbestimmung durchzuführen, um so ein Bild davon zu erhalten, an welcher Stelle Sie sich als Personaler/in oder Führungskraft im Veränderungsprozess befinden und wo die Mehrheit der Mitarbeiter steht.

Fragen Sie sich in einem ersten Schritt:

  • Wo stehe ich im Veränderungsprozess?
  • Warum stehe ich dort?
  • Wie fühle ich mich dabei?

Anschließend betrachten Sie die Mehrheit der Mitarbeiter:

  • Wo stehen die Mitarbeiter?
  • Woran mache ich das fest?

Sie werden vielleicht feststellen, dass es unterschiedliche Positionierungen bzw. Geschwindigkeiten im Gesamtprozess gibt, die mit unterschiedlichen Auswirkungen auf den aktuellen Veränderungsprozess einhergehen können. Setzen Sie sich in einem nächsten Schritt mit folgenden Fragestellungen auseinander und formulieren Sie sich hieraus ergebende Handlungsimpulse für den Veränderungsprozess.

  • Befinden Sie sich im gleichen Zimmer der Veränderung wie ihre Mitarbeiter? Wenn nein: was glauben Sie, warum befinden Sie sich aktuell in einem anderen Zimmer als die Mehrheit der Mitarbeiter?
  • Welcher Handlungsbedarf ergibt sich für Sie persönlich aus Ihrer Positionierung für den aktuellen Veränderungsprozess?
  • Welcher Handlungsbedarf ergibt sich aus der Positionierung der Mitarbeiter für den aktuellen Veränderungsprozess?
  • Nur für Führungskräfte: Welcher Handlungsbedarf ergibt sich aus den Unterschieden zwischen Ihrer Positionierung als Führungskraft und der Ihrer Mitarbeiter?

Im zweiten Teil zeigen wir typische Bedürfnisse von Mitarbeitenden in den einzelnen Zimmern der Veränderung und bieten Ihnen konkrete Vorschläge, was Sie in den verschiedenen Zimmern tun können.

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