Lassen Sie uns heute auf eine gewagte These schauen: Die digitale Transformation bringt weibliche Führungskräfte nach vorn! Weil sie den Anforderungen an Führung – konkret: den Prämissen transformationaler Führung – besser entsprechen als Männer. Mit welchen Vorteilen können sie punkten?
Vorteil transformationale Führungskompetenz
Die transformationale Führung gilt heute als der Führungsstil schlechthin, wenn es um dynamische Umfelder geht. Seit Mitte der 1990er Jahre wird der transformationale Führungsstil in der Wissenschaft untersucht. Bekannt geworden ist er vor allem durch moderne Unternehmen wie Apple oder Google, die sich klar vom autoritären Führungsstil distanzieren.
Inzwischen wurde in Studien herausgearbeitet, dass Frauen eher den transformationalen Führungsstil nutzen und Männer mit größerer Motivation hierarchisch führen (Bass et al., 1996; Eagly et al., 2003). Auch laut einer deutschen Studie schneiden Frauen bei den transformationalen Führungskompetenzen etwas besser als Männer ab (Prof. Dr. Waldemar Pelz, THM Business School, 2014), wenn es darum geht:
- Vorbild zu sein und Vertrauen aufzubauen, durch beispielhaftes Verhalten, durch Führung und durch kulturelles Vorleben.
- durch anspruchsvolle Ziele zu motivieren, die gemeinsam mit den Mitarbeitern erarbeitet werden.
- Selbständigkeit anzuregen, indem ich als Führungskraft viel hinterfrage und Mitarbeiter dabei unterstütze, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln.
- Individuell zu fördern und intensiv zu kommunizieren: In disruptiven Zeiten ist es wichtiger denn je, den Menschen zu sehen, seine Stärken zu identifizieren und wahrzunehmen, wann er intrinsisch motiviert arbeitet, um ihn individuell fördern und weiterentwickeln zu können. Weitere Informationen zur intrinsischen Motivation finden Sie beim Persönlichkeitstest LUXXprofile.
Vorteil weiblicher Kommunikationsstil
Kommunikation auf Augenhöhe
Viele männliche Führungskräfte – ebenso wie Frauen mit ausgeprägten maskulinen Verhaltenspräferenzen – kommunizieren primär mit dem Ziel der Informationsvermittlung. Zudem steht ein Rangabstecken bei ihnen meist mit im Vordergrund. So gehen sie mit dem Ziel in Diskussionen, sich selbst und ihre vorab durchdachte und durch Fakten abgesicherte Idee zu präsentieren und notfalls auch „durchzuboxen“, falls es Gegenargumente geben sollte. Das heißt: Sie pflegen im Allgemeinen einen Kommunikationsstil, der die eigene Positionierung sicherstellt. Diese Art der Kommunikation passt jedoch nicht zu transformationaler Führung. Dafür braucht es eine andere Haltung in der Kommunikation und diese ist gekennzeichnet durch einen involvierenden, moderierenden Stil. Der weibliche Kommunikationsstil ist hier gefragt. Denn die meisten Frauen sowie Männer mit einem ausgeprägten femininen Kommunikationsverhalten, verzichten in Gesprächen auf das Ausspielen von Funktionsmacht, weil es ihnen wichtiger ist, Beziehungen zu stärken und auszubauen. Es fällt ihnen deshalb leichter, sich zurückzunehmen und einen beteiligenden Dialog zu gestalten.
Zuhörerfähigkeiten sind gefragt
Apropos sich zurücknehmen: Die Fähigkeit in Gesprächen, Diskussionen, Verhandlungen wirklich zuzuhören, bekommt eine neue Bedeutung.
Auch hier könnten weibliche Dialogkompetenzen von Vorteil sein.
Folgt man den Ausführungen von Claus Otto Scharmer, Dozent an der MIT (Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology) und Wolfgang Jenewein, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Direktor des Institute for Customer Insight (ICI-HSG) der Universität St. Gallen, dann wird Zuhören in agilen Umfeldern eine wesentliche Kompetenz, um effektiv zu führen. Empathisches Zuhören, um den anderen wirklich zu verstehen, ist dabei eine relevante Führungsaufgabe. Heißt: Es ist wichtig, offen in Gespräche und Diskussion zu gehen mit der Bereitschaft, sich auf andere Positionen und Sichtweisen einzulassen. Und diese Kompetenz wird häufiger weiblichen Führungskräften zugeschrieben. Darüber hinaus präferieren sie einen gemeinsamen Meinungsbildungsprozess, fragen nach und hören wirklich zu. Es liegt ihnen daran abzuwägen, das Thema gemeinsam mit den Beteiligten zu durchdenken und weiterzuentwickeln. Auch das ist ganz im Sinne einer transformationalen Führung zu sehen.
Vorteil Selbstreflexion
Transformationale Führung heißt außerdem Reflexion des eigenen Führungsverständnisses. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist in Zeiten des permanenten Wandels nämlich eine überaus wichtige Eigenschaft. Business-Schools, die das Thema „Digitale Transformation“ in ihren Leadership-Ausbildungen berücksichtigen wie etwa die Goethe Business School, Frankfurt, oder die TUM Technische Universität München, haben nicht umsonst Reflexionseinheiten in ihre Programme eingebaut. Der Grund: Die Führungskraft ist anders als früher ständigen Veränderungen und damit verbundenen Unsicherheiten ausgesetzt. Sie muss sich daher immer wieder neu ausrichten – und das ist nur möglich, wenn sie ihr Verhalten reflektiert und entwickelt. Hängen Führungskräfte in tradierten Rollenbildern fest oder sind es nicht gewohnt, sich selbst beziehungsweise ihr Verhalten in Frage zu stellen, dann braucht es hier ein sehr deutliches Umdenken.
Und vielleicht spielt auch das weiblichen Führungskräften positiv in die Karten, denen es leichter fällt, sich mit dem eigenen Verhalten und der Wirkung auf andere selbstkritisch auseinanderzusetzen.
Um Frauen dabei zu unterstützen, sich im Männer-dominierten Business-Umfeldzu behaupten, bietet grow.up. spezielle Trainings an, beispielsweise dieses: