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In meinen Trainings und Workshops rund um das Thema Leadership werde ich häufig nach wirkungsvollen Tools und mächtigen Instrumenten zur Mitarbeiter-Führung gefragt. Nun, da habe ich zunächst einmal eine gute Nachricht. Die meisten von uns verfügen bereits über zwei, in der Regel direkt funktionsfähige Werkzeuge, ganz praktisch direkt am Kopf angebracht. Die weniger gute Nachricht: vielen von uns gelingt es häufig nicht, den vollen Funktionsumfang der Kunst des Zuhörens auch zu nutzen. Und das ist meist keine Frage der Technik.

Erinnern Sie sich an eine Situation, in denen Ihnen jemand wirklich zugehört hat. Wie haben Sie sich dabei gefühlt? Vielleicht verstanden, verbunden, geborgen, akzeptiert, entlastet, unterstützt, vertraut? Ja, echtes Zuhören kann wahre Wunder wirken und neue Energien freisetzen – nicht umsonst spricht C.O. Scharmer auch vom schöpferischen Zuhören, durch das Entwicklung entstehen kann. Doch jetzt mal Hand aufs Herz – wie oft haben Sie das Gefühl, dass Ihr Gegenüber gerade nicht wirklich bei Ihnen ist? Und wie oft ertappen Sie sich dabei, dass Sie gedanklich eigentlich schon bei Ihrer Antwort oder gar dem noch zu erledigenden Einkauf sind? Und auch der öffentliche Diskurs ist derzeit nicht gerade dadurch geprägt, dass Menschen mit unterschiedlichen Interessen bereit scheinen, hinzuhören und über einzelne Aussagen ihres Gegenübers wirklich nachzudenken. Vielmehr scheint es so, als führe jeder Beitrag nur dazu, die bereits fertige eigene zu bekräftigen. Dabei verpassen wir so viel: neue Information zu einem Thema; eine andere Perspektive auf einen Menschen; die Möglichkeit, eine Beziehung anders, besser zu gestalten; die Chance, persönliche Entwicklung zu unterstützen oder an der Entstehung von Innovation mitzuwirken. Das alles kann entstehen, wenn Menschen in Dialog treten. Zuhören ist ein wesentlicher Teil hiervon.

Wie geht es denn nun, das „richtige“ Zuhören?

Im Wesentlichen sind es zwei Faktoren, die den Unterschied machen. Zunächst einmal erfordert Zuhören Aufmerksamkeit. Im Hier und Jetzt sein, den Fokus auf mein Gegenüber richten, nicht parallel im Kopf oder gar auf dem Smartphone noch andere Dinge klären – was eigentlich selbstverständlich ist, fällt dem ein oder der anderen von uns in unseren prall gefüllten Leben vielleicht manchmal schwer; insbesondere in einer Führungsrolle, in der mannigfaltige Anforderungen um unsere limitierte Zeit buhlen. Konzentration und Achtsamkeit sind aber nicht nur Zeichen der Wertschätzung unseres Gegenübers, sie sind auch wohltuend für uns selbst. Es könnte sich also doppelt lohnen, Räume in unserem Alltag zu schaffen, in denen Fokussierung möglich wird – und solche, in denen es legitim ist, mal nicht präsent zu sein.

Was gehört neben der vollen Aufmerksamkeit noch zum Zuhören?

Aus meiner Sicht ist das Wesentliche eine innere Haltung, die annimmt, dass es außerhalb unseres persönlichen Horizonts interessante Erkenntnisse, hörenswerte Erfahrungen und legitime Empfindungen gibt. Eine Haltung, die von Offenheit und Neugierde geprägt ist und mit der Bereitschaft einhergeht, immer wieder dazuzulernen und überrascht zu werden. Wenn wir derart zuhören, setzen wir uns mit dem, was unser Gegenüber sagt, wirklich auseinander, ohne einen permanenten Abgleich mit unserer eigenen Agenda zu fahren und ständig um uns selbst zu kreisen. Frei nach Stephen Covey: Zuhören, um zu verstehen, statt Zuhören, um zu antworten. Häufig entsteht dann wie von Zauberhand ein Gefühl von Stimmigkeit und Andocken und es gelingt, uns in den anderen einzufühlen. Wir schaffen so eine Grundlage für Entlastung, echte Hilfe, gelungene Verständigung oder einen Austausch, der neue Ideen hervorbringt – sei es als Führungskraft, Kollegin, Freund oder Partnerin.

Konzentration, Wertschätzung, Neugierde, Offenheit – Sie sehen: jemandem sein Ohr zu leihen, ist keine komplizierte Technik. Vielmehr ist Zuhören eine Entscheidung, die wir immer wieder treffen können.


Ausführlichere Informationen zum Thema “richtig fragen” finden Sie in unserem Booklet Erfolgreiche Führung durch Kommunikation.

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In unserem kostenlosen Lernnugget erfahren Sie außerdem mehr darüber, auf welchen unterschiedlichen „Ohren“ eine Nachricht gehört werden kann.

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