Dr. Kristina van Dawen ist Associate Parter der grow.up. Managementberatung. In ihrem Interview erzählt sie, wie sie es schafft, Familie und ihren Job in der Beratung zu vereinbaren.
1. Was waren deine Beweggründe, Beraterin zu werden?
Nach dem Abitur habe ich begonnen, International Economics zu studieren. Ich bin ganz schnell bei der Frage gelandet, was all das, was wir dort gelernt haben, eigentlich mit den Menschen zu tun hat und habe mich dann für einen Wechsel zur Soziologie und Psychologie entschieden. Dort haben mich die Themen Lernen, Zusammenarbeit und Organisationsberatung besonders interessiert. In letzterem Thema habe ich dann auch meine Promotion begonnen und bin parallel über ein Praktikum in einem Konzern gelandet, bei dem ich dann, lokal und global, viele Stationen gegangen bin. Doch die eigentliche Leidenschaft brodelte immer stärker. Als meine Tochter dann nicht mehr ganz so klein war und sich auch in meiner alten Berufswelt die Dinge nicht mehr in meine Richtung entwickelten, war es dann endlich so weit.
2. Was macht deinen Job aus deinen Augen interessant?
Die unglaubliche Vielfalt an Themen, Menschen und Organisationen. Kein Tag ist wie der andere. Ich bin immer wieder in den unterschiedlichsten Umgebungen und erlebe ständig neue Herausforderungen. Außerdem bewege ich mich an der Schnittstelle von Mensch und Unternehmen und bin damit in einem Themenfeld aktiv, das sehr prägend ist für das Leben vieler Menschen. Es macht mich zufrieden, hier Impulse geben zu können, die persönliche Entwicklung unterstützen, Zusammenarbeit verbessern und die letztlich dazu dienen, Organisationen robuster zu machen.
3. Wie motivierst du dich, wenn du mal einen Durchhänger hast?
Manchmal hilft es mir, kurz aus allem auszusteigen, dann brauche ich Pausen und Abtauchen ins Familienleben. In anderen Fällen reicht ein spannendes Fachbuch, das mir neue Facetten auf meine Themen aufzeigt, und schon sprudelt die Energie wieder.
4. Welche drei Eigenschaften braucht man dringend, um deinen Job erfüllen zu können?
Schnelligkeit und Lösungsorientierung im Denken und Beobachten – Bekanntes und Neues schnell aus Problemsituationen heraushören und das darunter liegende Thema sowie mögliche Interventionen erkennen und dann kundengerecht formulieren können
Adaptionsfähigkeit unter Beibehaltung der Identität – als Berater kommt man immer wieder in neue Settings und muss dort schnell menschlich andocken, ohne anzubiedern oder zu sehr Teil des Ganzen zu werden
Frustrationstoleranz – die eigene Wirksamkeit als Berater ist von vielen Faktoren abhängig und nicht immer bewegen sich Menschen und Organisationen so, wie es von außen betrachtet sinnvoll erschiene. Auch zwischen annullierten Flügen, verspäteten Zügen und dem nächsten Stau hilft es sehr, eine gewisse Resistenz zu bilden.
5. Sind zur Ausübung deiner Tätigkeit spezielle Vorbildungen/Ausbildungen/Studiengänge o. ä. notwendig?
Tiefes und breites Wissen über Menschen und Organisationen, ein Verständnis der Dynamiken, die entstehen, wenn Menschen zusammenarbeiten, einen möglichst bunten Methodenkoffer, Einsichten über die eigene Wirkung, Berufs- und Lebenserfahrung – das sind einige wichtige Bausteine. Da helfen ein einschlägiges Studium, Berufserfahrung im Führungs- oder HR-Umfeld und passende Weiterbildungen.
6. Bitte nenne drei Charaktereigenschaften, die du besonders schätzt.
Ich mag, es wenn Menschen bereit sind, hinter die Kulissen zu schauen und an dem, was sie sehen, zu arbeiten. Ich schätze es außerdem sehr, wenn ich mich auf andere verlassen kann und fühle mich angezogen von Herzenswärme.
7. Bitte nenne drei Dinge, die du an Menschen gar nicht magst.
Ideologische Scheuklappen, Humorlosigkeit, die Verantwortung immer nur bei anderen sehen
8. Womit verbringst du deine Freizeit?
Ich lebe den Versuch, Familie und Beratung zu vereinbaren. Freizeit ist daher meist Familienzeit und spielt sich rund um Haus, Garten, gemeinsame Aktivitäten und leckeres Essen ab. Außerdem versuche ich meine engen Freundschaften zu pflegen – so gut das geht als Beraterin und Mutter. Luxus ist dann noch, Zeit für mich alleine zu haben – die suche ich mir häufig am Rande meiner beruflichen Reisetätigkeit. Ein gutes Buch, stromern durch fremde Städte, im Straßencafé vor der nächsten Zugfahrt Menschen beobachten – das lädt den Akku bei mir wieder auf.
9. Wer ist dein Vorbild?
All die Frauen, die täglich versuchen, eine „gute Mutter“ und beruflich professionell und wirksam zu sein, dabei Spaß haben und unverkrampft bleiben
10. Welches ist dein Lieblingsbuch?
Ich bin ein Vielleser – es vergeht eigentlich kein Tag (bzw. Abend) ohne ein paar Seiten. Es gab zu verschiedenen Zeiten immer wieder neue Lieblingsbücher. Ich liebe es, in andere Persönlichkeiten und Lebensumstände einzutauchen und die unterschiedlichsten Facetten von Menschlichkeit mitzuerleben. In der letzten Zeit haben mich zwei Bücher besonders bewegt: A little life von Hanya Yanagihara, ein schmerzvolles Buch, bei dem ich das Gefühl hatte, die Hauptpersonen tatsächlich kennengelernt zu haben und Patria von Fernando Aramburu, eine Familiengeschichte im Baskenland zur Zeit der ETA. Und ich habe die Freude, mich mit meiner Tochter gerade wieder in der Welt von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer zu tummeln.
11. Auf welche drei Dinge kannst du auf keinen Fall verzichten?
Reden wir tatsächlich über Dinge wären es wohl meine Brille, das Smartphone und die Kreditkarte. Aber am wichtigsten ist ja nunmal das, was man weder googeln noch kaufen kann – das wären dann für mich meine Familie, gute Freunde und unverplante Zeit.
Kristina, danke für deine Zeit!
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