_MG_2614
Interview mit Michael Lorenz: „Für mich war das Beratungsgeschäft niemals ein 9 to 5 Job“
Mai 10, 2016
Der „psychologische Röntgenblick“ und der Nutzen psychologischer Modelle in der Praxis
April 27, 2017

Kategorien:

Schlagwörter:

Uta Rohrschneider ist Gesellschafterin und Geschäftsführerin der grow.up. Managementberatung. In ihrem Interview erzählt sie von ihrer Station als Kinderkrankenschwester vor dem Psychologiestudium und wieso für sie Leistungsbereitschaft so wichtig ist. Sie beschreibt, wie sie ihren Beruf zu einer Leidenschaft gemacht hat, auch wenn sie als Beraterin viele Nächte in Zügen, Flugzeugen und Hotels verbringt.

1. Uta, was waren deine Beweggründe, Beraterin zu werden?

Wenn ich auf meine berufliche Entwicklung schaue, erscheint mir die Tätigkeit als Beraterin wie eine logische Konsequenz meiner beruflichen Entwicklung. Mein Einstieg ins Berufsleben war eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester. Diese Tätigkeit fand ich immer sehr schön, dennoch war nach der Ausbildung klar, dass mir das auf Dauer nicht reichen würde. Die Frage, was es denn werden soll, führte erst einmal zu der Entscheidung, auf dem zweiten Bildungsweg Abitur zu machen und Psychologie zu studieren. Mein Studium habe ich über Nachtwachen finanziert und nach dem Studium wollte ich eigentlich mit krebs- und chronisch kranken Kindern in der Kinderklinik arbeiten. Während des Studiums habe ich ein Praktikum im Bereich Arbeits- und Organisationspsychologie bei einer Versicherung gemacht und dieses Praktikum war so gut, dass es für mich ein kleines Aha-Erlebnis war und für mich feststand: In diesem Bereich will ich nach dem Studium tätig sein. Den Einstieg nach dem Studium habe ich bei einem großen Versicherungskonzern in der Führungskräfteentwicklung gefunden. Nach zwei Jahren wünschte ich mir eine Erweiterung meiner Aufgaben, die aber aufgrund der Konzernstrukturen nicht möglich war. Das führte mich in ein mittelständisches Unternehmen mit damals 1.200 Mitarbeitern. Dort hatte ich das große Vergnügen, den Bereich Personalentwicklung aufzubauen und zu verantworten. Das Tätigkeitsfeld war hier, so wie ich es mir vorgestellt hatte, sehr breit – von Ausbildung bis Zielvereinbarung konnte ich mich mit vielen unterschiedlichen Themen der Personal- und Organisationsentwicklung auseinandersetzen. Was dennoch dazu geführt hat, dass ich mir Gedanken über meine weitere berufliche Tätigkeit gemacht habe, war das Gefühl, viele Dinge für den „Papierkorb“ zu machen. Auch wollte ich mehr selber gestalten und entscheiden können. Diese Überlegungen führten dazu, dass ich mich zum 01.01.1997 selbstständig gemacht habe. Aus dieser Selbstständigkeit hat sich die grow.up. Managementberatung entwickelt.

2. Was macht deinen Job in deinen Augen interessant?

Das Schönste und das Befriedigendste für mich an der Tätigkeit als Beraterin und Trainerin ist auch nach all den Jahren, dass alle Dinge, die ich tue, sinnvoll sind. Eine Arbeit für den Papierkorb, wie ich es früher oft getan habe, und worunter ich tatsächlich auch gelitten habe, gibt es in meinem Leben nicht mehr. Selbst wenn ich mal z.B. ein Angebot schreibe, aus dem später nichts wird, ist die Tätigkeit an für sich sinnvoll. Mir macht es viel Spaß, gemeinsam mit Kunden nach den für sie tatsächlich am besten passenden Lösungen zu suchen und dabei auch immer wieder neue Wege und Möglichkeiten zu entwickeln. Für mich ist es eine große Freude, von Menschen, die ich begleiten kann, sei es im Coaching, in Trainings oder in Workshops, die Rückmeldung zu bekommen, sie auf ihrem Weg ein Stück weitergebracht zu haben, ihnen Impulse gegeben zu haben, wie sie mit Situationen oder anstehenden Herausforderungen besser umgehen können. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt ist, dass ich sagen kann, dass ich mich in all den Jahren noch nie gelangweilt habe. Die Abwechslung, die mir meine Tätigkeit bietet, ist unglaublich groß. Auch nach jetzt 18 Jahren in der Beratung gibt es immer wieder neue Herausforderungen, immer wieder neue Themen, mit denen ich mich auseinandersetzen kann und immer wieder neue Menschen, die mich nach wie vor überraschen und faszinieren können. Ich denke, dass diese immer bleibende Herausforderung, sich immer wieder neu auseinanderzusetzen, immer wieder neu zu lernen, immer wieder spannende Situationen zu haben, für mich für meine berufliche Zufriedenheit etwas sehr wichtiges ist und dazu beiträgt, dass Langeweile in meinem Leben ein Fremdwort ist.

3. Wie motivierst du dich, wenn du mal einen Durchhänger hast?

Ich bin sehr froh, dass ich in meinem Berufsleben keine Durchhänger mehr habe, wie ich sie bei vielen Menschen in Unternehmen erlebe. Aber natürlich gibt es immer wieder das Thema des Zuviels. Gerade als Unternehmerin, wenn man immer auch einen Blick auf die Gesamtauslastung und das Gesamtgeschäft haben muss, ist diese Gefahr gegeben. Im Kalender geht der Blick immer nach vorne. Erst ist der Kalender noch leer und plötzlich viel zu voll. Dann gibt es durchaus das Gefühl, das was ansteht nicht schaffen zu können oder auch aufgrund vieler Reisetätigkeiten und Projekte der Zeit immer hinterherzulaufen. Dann brauche ich Zeit für mich, persönlichen Rückzug und Ruhe, ein freies Wochenende, Zeit draußen, die ich gerne mit meinem Pferd verbringe oder auch nur im Garten. Draußen zu sein, füllt meine Akkus wieder auf, so dass ich mich dann auch wieder den anstehenden Herausforderungen stellen kann.

4. Welche drei Eigenschaften braucht man dringend, um deinen Job erfüllen zu können?

Um den Belastungen, die mit der Tätigkeit als Berater und Trainer verbunden sind, gerecht werden zu können, braucht man in jedem Fall eine gute Portion Leistungsorientierung. Leistung zu erbringen, sich zu reiben und an der Bewältigung von Herausforderungen Freude zu haben, ist eine wichtige Voraussetzung. Aber auch eine gute Portion Selbstdisziplin und die Bereitschaft, persönliche, private Interessen hinten anzustellen, wenn man die Abende auf Flughäfen oder Bahnhöfen verbringt oder schon am Sonntag zum nächsten Projekt aufbrechen muss, gehört mit dazu. Die Freude daran, immer wieder für knifflige Situationen gute Lösungen zu finden, etwas zu gestalten und zu bewegen und den eigenen Gestaltungsspielraum auszuschöpfen, ist für mich ebenso etwas Wichtiges, aus dem viel Motivation und Kraft geschöpft werden kann.

5. Sind zur Ausübung deiner Tätigkeit spezielle Vorbildungen/Ausbildungen/Studiengänge o. Ä. notwendig?

In unserem Team arbeiten Beraterinnen und Berater mit unterschiedlichen akademischen Ausbildungen. Alle haben aber langjährige Erfahrung in der Personalarbeit oder in der Personalentwicklung. Wenn sie keine für die Personal- und Organisationsentwicklung typische Grundausbildung wie Psychologie, BWL mit Schwerpunkt Personal oder auch Erwachsenenbildung haben, haben alle über entsprechende Weiterbildungen und Zusatzausbildungen sich den Blick für den Menschen und die hier notwendige Lösungskompetenz erworben. Wenn es darum geht, Hochschulabsolventen einzustellen, bevorzugen wir tatsächlich in der Grundausbildung Bewerber mit einer psychologischen oder pädagogischen Ausbildung. Diese Ausbildung gibt den Menschen den richtigen Blick auf die Fragen, mit denen Kunden an uns herantreten. Wir beschäftigen uns immer mit den Menschen in Organisationen, ihrem Handeln und Befinden. Hierfür brauche ich eine Ausbildung oder Vorbildung, die es mir ermöglicht, diesen Blick einzunehmen und die richtigen Lösungen zu finden.

6. Was müsste eine neue Mitarbeiterin oder ein neuer Mitarbeiter mitbringen, um sich gut ins Team einzufinden?

Eine hohe Bereitschaft, sich auf viele und vielfältige neue Aufgaben und Herausforderungen einzulassen, mitzumachen und dranzubleiben. Offenheit für andere Menschen und die Unterschiedlichkeit von Menschen. Bereitschaft, zu lernen und Feedback zu geben und zu nehmen.

7. Wenn du grow.up. in drei Wörtern beschreiben müsstest, welche wären das?

Für mich stehen die drei Worte „Wir machen’s möglich!“ für grow.up. Und mit dieser Aussage sind viele Dinge verbunden, die lassen sich schwer auf drei reduzieren. Im Vordergrund: schnell, leistungsstark, lösungsorientiert, zuverlässig und kundennah.

8. Bitte nenne drei Charaktereigenschaften, die du besonders schätzt.

Da ich selbst ein sehr leistungsorientierter Mensch bin, schätze ich auch eine hohe Leistungsorientierung und Einsatzbereitschaft an anderen Menschen. Die Bereitschaft, sich zu reiben und sich Herausforderungen zu stellen und nach Lösungen zu suchen. Darüber hinaus schätze ich eine Großzügigkeit gegenüber der Verschiedenartigkeit von Menschen und die Bereitschaft, diese im Miteinander zu akzeptieren. Ich schätze es, wenn Menschen bereit sind, sich selbst zu reflektieren und ihr eigenes Handeln zu hinterfragen und sich weiterzuentwickeln. Wenn sie fragen: „Wie kann es gehen?“, anstatt auf die Hindernisse und Steine, die im Weg liegen, zu schauen.

9. Bitte nenne drei Charaktereigenschaften, die du an Menschen gar nicht magst.

Hochmut, Anklagen ohne etwas zu tun, Hinterhältigkeit.

10. Womit verbringst du deine Freizeit?

Meine private Leidenschaft liegt ganz einfach darin, draußen zu sein. Alles was draußen ist und draußen stattfindet, tut mir gut und gibt mir Kraft. Also verbringe ich viel Zeit in meinem Garten (natürlich nur im Sommer), viel Zeit mit meinem Pferd, aber ich mache auch ziemlich viel Urlaub, reise durch die Welt und freue mich daran, andere Länder und andere Kulturen kennenlernen zu dürfen.

11. Wer ist dein Vorbild?

Ein Vorbild im klassischen Sinne habe ich nie gehabt. Aber mir sind tolle Frauen in meinem Leben begegnet, die mich beeindruckt haben und bei denen ich gedacht habe: „Wow, so wäre ich auch gerne!“ Und dann versuche ich, mir beeindruckende Eigenschaften anzuschauen und ein wenig danach zu streben.

12. Auf welche drei Dinge kannst du auf keinen Fall verzichten?

Viel draußen zu sein, Zeit für mich, tiefe inhaltliche Gespräche.

13. Gibt es auch Schattenseiten des Jobs?

Ja, die gibt es und deswegen muss auch jeder für sich prüfen, ob er wirklich in die Beratung gehen will. Die Schattenseiten des Jobs sind, dass man kein normales Privatleben führen kann, man ist fast immer unterwegs. Es gibt keinen geregelten Feierabend, häufig verbringt man seine Abende auf Flughäfen und Bahnhöfen und muss allein dadurch auf viel Privates verzichten. Auch den Partnerinnen und Partnern verlangt das Einiges ab. Bei Hobbys muss man gut überlegen, was überhaupt geht, wenn man so viel unterwegs ist. Auch das Leben aus dem Koffer in unzähligen Hotels – mal mehr, mal weniger schön – ist durchaus auch herausfordernd. Man muss lernen, die viele Reisezeit für sich zu nutzen und etwas zu tun, was einem Freude bereitet oder sinnvoll erscheint.

14. Welche Eigenschaften muss ein Praktikant mitbringen?

In erster Linie eine hohe Lern- und Einsatzbereitschaft. Spaß daran haben, wirklich etwas zu lernen, sich inhaltlich tief mit Dingen auseinanderzusetzen und immer eine hohe Kunden-Qualität leisten zu wollen. Die Bereitschaft, zu reflektieren und zu prüfen, ob diese Tätigkeit etwas ist, was sie oder ihn langfristig glücklich machen würde.

Uta, vielen Dank für deine Zeit!

Möchten Sie weitere Informationen über Frau Rohrschneider und über das grow.up. Team? Dann schauen Sie doch mal auf unserer Homepage vorbei!

Artikel teilen