Ärger, Wut, Angst – negative Gefühle begleiten uns überall. Höchste Zeit für positive Gefühle!
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass über die Psychologie nur in Zusammenhang mit negativen Dingen gesprochen wird? Burn-out, Stress und Depressionen sind nur einige Beispiele, welche uns auch in unserem beruflichen und privaten Alltag immer häufiger begegnen. Solch ein negativer Fokus ist evolutionsbedingt und macht entwicklungsgeschichtlich betrachtet durchaus Sinn: Wir stammen von Vorfahren ab, die die Gefahr, die durch den Säbelzahntiger ausging, mehr gefürchtet haben, als dass sie den schönen Dingen im Leben nachgegangen sind. Negative Emotionen haben unser kurzfristiges Überleben gesichert, indem sie das Aufmerksamkeits- und Handlungsspektrum eingeengt haben, damit wir uns auf Kampf oder Flucht konzentrieren konnten. Auch wenn wir heute nicht mehr mit solch existenzgefährdenden Bedrohungen konfrontiert werden, ist unser Gehirn von Natur aus so eingestellt, dass wir schneller negative Gefühle wahrnehmen. Dies macht uns zu guten Problem-Erkennern.
Von Beginn an fokussiert die Psychologie psychische Erkrankungen und deren Bekämpfung. Das beste Heilmittel gegen diese ist die Prävention. Diese hat zum Ziel, eine stabile und gesunde Psyche zu erhalten. Hier kann uns die Positive Psychologie oder auch Glücksforschung helfen. Sie ist eine wissenschaftliche Strömung der Psychologie, welche vor allem positive Emotionen, Lebenssinn und Lebensfreude und das Gelingen positiver sozialer Beziehungen untersucht. Weiter geht sie der Fragestellung nach, was Menschen „aufblühen“ lässt und wie Menschen ihre Stärken noch besser im Alltag nutzen können, um glücklicher zu sein. Dabei ist die Positive Psychologie gar keine neue Strömung, wird in der heutigen Zeit aber immer relevanter und auch interessanter.
Es geht nicht mehr nur darum, Schäden zu begrenzen – und von minus acht auf minus zwei der Befindlichkeitsskala zu kommen, sondern wie wir uns von plus zwei auf plus fünf verbessern können. (Martin Seligman, 2000)
Der Begründer der Positiven Psychologie, Martin Seligman, stellte eben eines Tages fest, dass sich die Psychologie nur mit Mängeln beschäftigt: damit, was bei der mentalen Entwicklung falsch laufen kann und damit, was den Menschen fehlt. Er fragte sich, ob es möglich wäre, den Menschen nicht über seine Schwächen, sondern über seine Stärken zu definieren. Was wäre, wenn man darauf schaute, was jeder Mensch bzw. auch jeder Mitarbeiter hat und mitbringt (unabhängig davon, was ihm fehlt)? Dafür gibt es gute Gründe: Studien zeigen, dass die Fokussierung auf Schwächen von Menschen Leistungsdruck und ein negatives Klima erzeugen kann. Trotzdem sind wir daran gewöhnt, uns mit Defiziten zu beschäftigen: Schon in der Schule werden eher Fehler aufgezeigt und korrigiert, als dass Erfolge bestärkt werden. Stärken zeigen uns eine neue Möglichkeit auf, das Wesen von Menschen zu beschreiben. Sie sind die Grundlage unseres persönlichen Wohlbefindens. Wir können unsere Charakterstärken nutzen und einbringen, um glücklich und erfolgreich zu sein, in guten Beziehungen zu leben und Sinn im Leben zu finden. Und das kann langfristig vor Burn-out schützen! Die Stärkenorientierung hat auch nachweislich viele weitere positive Folgen: Sie macht Menschen zufriedener und leistungs- und widerstandsfähiger und darüber hinaus Teams erfolgreicher. Aber auch im Beruf hat sie positive Auswirkungen: Auch wenn es für Sie klar erscheint, ist es doch sinnvoll darauf hinzuweisen, dass die berufliche Leistung positiv durch den Einsatz von Stärken beeinflusst wird. Je mehr Stärken eingesetzt werden, desto mehr steigt auch das positive Erleben im Beruf. Es gibt also viele gute Gründe, sich mit den Stärken zu beschäftigen. Um die eigenen Stärken zu erkennen und mit diesen zu arbeiten, nutzen wir das LUXXprofile. Dieses Persönlichkeitsinventar beschäftigt sich mit menschlichen Motiven bzw. Bedürfnissen und gibt damit Antwort auf die Frage „Was macht mich glücklich?“
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.
Die gute Nachricht: Neurowissenschaftler fanden Hinweise, dass wir unsere Muster ändern können und Glück wie eine Fähigkeit erlernen können. Kleine Alltagshilfen und Übungen können Ihnen helfen, den Blick auf das Positive zu schärfen und im Alltag glücklicher zu sein. Alle Übungen haben eines gemein: sie stellen das Positive in den Vordergrund. Zwei Hilfen, sogenannte „Glückshelfer“, die Sie gut in Ihren Alltag integrieren können und die ein erster Schritt in ein positiveres Leben sind, sind Übungen zu den Themen Dankbarkeit und Großzügigkeit.
- Für die erste Übung nehmen Sie sich ein paar Mal die Woche 5 Minuten Zeit und horchen in sich hinein: Wofür sind Sie in diesem Moment dankbar? Das können viele oder einzelne Dinge sein, große und kleine Dinge oder Dinge, die Sie normalerweise für selbstverständlich halten. Diese 5 Minuten können Sie gut morgens nach dem Aufstehen einbauen oder nach dem Feierabend, dann wann es Ihnen passt.
- Und auch die zweite Übung zum Thema Großzügigkeit ist wichtig und gut im Alltag anwendbar. Hierbei gilt: „Glück wird nie dadurch weniger, dass man es teilt“. Jeder von uns hört gerne liebe Worte. Warum also sollten wir nicht großzügiger mit netten Worten sein? Damit tun wir nicht nur unseren Mitmenschen, sondern auch uns selbst etwas Gutes, denn wir freuen uns, wenn wir anderen eine Freude bereiten. Also seien Sie großzügiger mit Komplimenten! Ihr Mitarbeiter hat die Präsentation super gehalten? Sagen Sie Ihm das! Ihre Kollegin trägt eine sehr schöne Bluse? Sagen Sie Ihr das! Diese Übung können Sie sich vornehmen und jeden Tag ein Kompliment machen. Und zusätzlich können Sie auch großzügiger zu sich selbst sein: beispielsweise mit materiellen Dingen, aber darüber hinaus können Sie sich auch etwas Zeit gönnen. Nehmen Sie sich einmal bewusst eine halbe Stunde am Tag für Dinge, die Sie selten tun oder schon immer einmal tun wollten. Das kann ein Buch sein, dass Sie lesen wollen, oder Klavier spielen (lernen), ein Bad nehmen, einen Kuchen backen oder ein Telefonat mit einer lieben Person: einfach Dinge, die Sie glücklich machen. Und auch wenn diese Übungen für Sie vielleicht ein wenig esoterisch klingen, Sie sind wissenschaftlich belegt und helfen Ihnen, Ihre psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken.
In diesem Sinne: Denken Sie positiv! 🙂
Lesen Sie in unserem Booklet Erfolgreiche Führung durch Selbstführung aus der Reihe „Führungswissen punktgenau“ mehr dazu, wie Sie Widerstandsfähigkeit aufbauen, indem Sie sich selbst optimal organisieren.
Diesen Beitrag hat Amelie Serafin während ihres Praktikums bei grow.up. verfasst.