Netzwerken? Das brauch‘ ich doch nicht! – Vielleicht doch… – 3/3: 7 Tipps für erfolgreiches Netzwerken
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Ich will mich bewerben! Aber … wer bin ich und was kann ich?
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„Wir unterschätzen uns permanent. (…) Wenn ein Mann scheitert, verweist er auf Faktoren wie „nicht genug gelernt“ oder „kein Interesse an dem Thema“. Wenn eine Frau scheitert, ist es wahrscheinlicher, dass sie sich für „nicht begabt genug“ hält. (…) So schwer es mir auch fiel, die Selbstzweifel abzuschütteln, lernte ich mit der Zeit doch einzusehen, dass sie ein Zerrbild sind. (…) Ich habe gelernt, das Zerrbild geradezuziehen.“

Sheryl Sandberg, Geschäftsführerin Facebook, Lean In

Dass unsere Selbstzweifel oft stärker sind, als wir ahnen, wurde den Teilnehmerinnen und mir während des Trainings „Durchsetzungstraining für Frauen in Führungspositionen“ bewusst.

Anlass also, darüber zu schreiben …

„Kann ich nicht“, „Wie soll ich das nur schaffen“, „Ich bin nicht gut genug“, „Andere sind besser als ich“ – Der eine oder andere Satz wird Ihnen und Ihrem inneren Kritiker vielleicht bekannt vorkommen.

Die starke Fokussierung auf die eigenen Schwächen, löst zweifelsfrei Minderwertigkeitsgefühle aus, lähmt und führt zu einem verzerrten Selbstbild der eigenen Fähigkeiten. Und damit nicht genug: Fähigkeiten, die – in den eigenen Augen – nicht gut genug sind, werden oft erst gar nicht betont. Dies war auch im Training der Fall. Kritik, Ablehnung und Misserfolg sollen schließlich verhindert werden.

Gute Taktik! – Nein, eher nicht. Denn durch die übermäßige Konzentration auf die vermeintlich riesigen Minderwertigkeiten wird das, was dank der eigenen Stärken gut gelaufen ist, völlig aus dem Blick verloren und somit auch nicht zur Sprache gebracht.

Die Gefahr lauert in uns – Der Kampf mit uns selbst

Das eigene Können oder die eigenen Stärken hervorzuheben, fiel den Teilnehmerinnen nicht leicht. Die eigenen Stärken und Erfolge wurden als selbstverständlich angesehen und abgewertet. „Schließlich gab es bestimmt schon mal jemanden, der es besser gemacht hat“ – vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat dieser „bessere jemand“ seine oder ihre Stärken einfach stärker fokussiert und herausgestellt sowie sich weniger auf die eigenen Schwächen konzentriert.

Insgeheim hofften die Teilnehmerinnen, dass irgendjemand irgendwann ihre Leistungen sehen und honorieren wird. Diese Hoffnung trägt generell jedoch dazu bei, dass eigene Erfolge nie mit Nachdruck vermarktet werden. Dieser Zusammenhang wurde den Teilnehmerinnen während der zwei Trainingstage mehr und mehr bewusst.

Darauf zu warten, dass andere von allein merken, wie gut die eigenen Leistungen sind oder was man für individuelle Stärken mitbringt, ist vergeudete Zeit. Zeit, die v. a. im beruflichen Kontext nie genug vorhanden ist. Während man sich über die eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler Gedanken macht, zieht der Nächste mit wehenden Fahnen und einer prunkvollen Geschichte über seine außergewöhnlichen Fähigkeiten und Taten an einem vorbei.

Verzerrte Wahrnehmung – Der pessimistische Attributionsstil

Ein großes Problem ist, dass Frauen (mehr noch als Männer) ihre Erfolge besonders häufig äußeren Umständen, wie dem Zufall oder günstigen Umständen, zuschreiben. Auch die Teilnehmerinnen des Trainings brachten ihre Erfolge gar nicht erst mit ihren Stärken bzw. ihrem Können in Verbindung. Die Ursache des Erfolges liegt irgendwo, aber natürlich nicht bei einem selbst, nicht in den eigenen Stärken. Wie vermessen wäre auch diese Annahme. Oder?

Die Attribution von Misserfolgen hingegen folgt einem anderen Muster. Für diese werden nicht selten internale, d. h. in der Person liegende Ursachen, wie z. B. mangelnde Fähigkeiten oder Anstrengung, herangezogen. Dieser pessimistische Attributionsstil von Misserfolg steht bedauerlicherweise in Verbindung mit negativen Affekten wie Resignation, Inkompetenz oder gar Depression.

Die Ursachenzuschreibung von Erfolg auf die eigenen Fähigkeiten bringt hingegen Emotionen wie Kompetenzerleben, Stolz und Selbstvertrauen mit sich. Von diesem Attributionsmuster wird jedoch häufig nicht allzu oft Gebrauch gemacht – so auch nicht von den Teilnehmerinnen. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass man auf sich selbst nicht stolz sein kann und dass auch die Teilnehmerinnen dazu keinen angemessenen Grund sahen.

Perspektivenwechsel – Den inneren Kritiker verabschieden

Es gibt auch Menschen – erfolgreiche Menschen – die um Beides, ihre Stärken und Schwächen, wissen und die keine Energie und Zeit damit vergeuden, sich von Grund auf ändern zu wollen. Sobald die eigenen Stärken und Schwächen akzeptiert werden, kann man anfangen, mit ihnen zu arbeiten und den inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen. Die eigenen Stärken können nur dann genutzt, ausgebaut und vermarktet werden, wenn sie einem selbst bewusst sind – und vor allem wenn deren Ursache in der eigenen Person und nicht irgendwo anders gesucht wird. Und was ist mit den Schwächen? Auch diese gehören zur Persönlichkeit. Schwächen sollten jedoch nicht nur negativ bewertet werden.

Mit der Perspektive, dass Fehler nicht schlecht, sondern Bestandteile des Lernens sind, gibt es nichts mehr zu kritisieren. Allenfalls gibt es etwas zu verändern und damit die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen, an ihnen zu wachsen und diese Erfahrungen als Stärken zu nutzen.

Wann haben Sie sich das letzte Mal Gedanken über Ihre Stärken gemacht? Und auch darüber, welchen Nutzen Sie aus diesen ziehen können?

Quellen:

  • Hof-Glatz, M. (2002). Wie küsse ich einen Haifisch, wenn er bellt? Was Frauen wissen müssen, um Erfolg zu haben. Zürich: Orell Füssli Verlag AG.
  • Merkle, R. (2014). So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen. Mannheim: PAL.
  • Schmaldienst, P. H. (2003). Die Logik des Erfolgs. Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag.
  • Stiensmeyer, J., Kammer, D., Pelster, A. & Niketta, R. (1985). Attributionsstil und Bewertung als Risikofaktoren der depressiven Reaktion. Diagnostica, 31, 4, 300-311.

Diesen Beitrag hat Jessica Drescher während ihres Praktikums bei grow.up. verfasst.

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