Wenn Sie mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgegebene oder vereinbarte Ziele erreichen wollen, müssen Sie dafür Sorge tragen, dass sie auch über die hierfür erforderlichen Qualifikationen und Kompetenzen verfügen. Das Vorhandensein einer Personalentwicklungsabteilung ist hierfür weder ausreichend, noch trägt dieser Bereich die Verantwortung für die Entwicklung Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Personalabteilung kann höchstens Sparringspartner sein und Inhalte, Vorgehensweisen und Methoden zur Verfügung stellen. Auch ein externes Training ist nicht immer die Lösung für Weiterentwicklung. Nur Sie als Führungskraft können wissen, was Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Qualifikation brauchen, um die gestellten Aufgaben erfolgreich zu erfüllen und die vereinbarten Ziele zu erreichen.
Was können SIE tun?
Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit, sich in die richtige Richtung weiterzuentwickeln. Wenn Sie die nachfolgenden Regeln berücksichtigen, tun Sie schon sehr viel für sie:
- Die erste Regel lautet: Personalentwicklung ist immer und überall. Personalentwicklung kann z. B. auch beim Autofahren passieren. Wenn Sie viel unterwegs sind, setzen Sie die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter ab und an einen Tag neben sich. Sie können viel über Einsichten, Hintergrundverständnis, Erfassen von Zusammenhängen und persönliche Ziele erfahren. Sie können gleichzeitig aber auch Ihre Gedanken, Ansprüche, Werte, Ziele und Gütemaßstäbe in Ruhe kommunizieren.
- Die Strategie heißt: In den Wind drehen. Wachstum braucht Krisen. Ihre Aufgabe ist es, dosiert Krisen zu generieren. Lassen Sie die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter ab und an in schwierigen Situationen kontrolliert alleine. Kontrolliert heißt, dass Sie sich weitgehend sicher sein müssen, dass die Anforderungen bewältigt werden können – entziehen Sie nur Ihre Begleitung. Das kann bei einer Kundenpräsentation, bei Auftritten vor der Geschäftsführung oder in einer schwierigen Verhandlung der Fall sein. Informieren Sie die Mitarbeiterin/den Mitarbeiter drei Minuten vorher, dass Sie im Stau stehen, verhindert sind, etc. Bitten Sie sie/ihn, schon einmal alleine zu beginnen. Allerdings müssen Sie sich sicher sein, dass diese Anforderung für die Mitarbeiterin/den Mitarbeiter keine massive Überforderung darstellt, sondern dass sie lediglich zeigt, dass Sie Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterin/des Mitarbeiters haben. So generieren Sie Lernsituationen, an denen Ihre Mitarbeiter wachsen können.
- Die dritte Regel lautet: Wachstum braucht Konsolidierungs- und Übungsphasen. Lassen Sie, nachdem neue Anforderungen aufgetaucht sind und bereits akzeptabel bewältigt wurden, genügend Zeit für das Üben und Festigen dieses neuen Verhaltens.
- Erhöhen Sie den Schwierigkeitsgrad. Lernaufgaben entstehen durch das Heraufsetzen des Anspruchsniveaus, nicht unbedingt nur durch eine Erweiterung des Aufgabenfeldes. Fast jede Aufgabe kann man schneller, sicherer, besser, weiter, etc. erfüllen. Das erhöht den Schwierigkeitsgrad.
- Die fünfte Strategie heißt: Wasser schlucken lassen. Gerade wenn Sie mit jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern arbeiten, bei denen häufig Fremdbild-Selbstbild-Diskrepanzen auftauchen, können Sie nicht verhindern, dass es durchaus auch schon mal zu schwierigeren Situationen kommt. Wichtig ist hier, dass Sie darauf achten, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zu viel Wasser schlucken. Das heißt, Sie sollten diese gezielt gestalteten Situationen, in denen Sie sie aus der Komfortzone in Grenzbereiche bringen, sehr genau beobachten und begleiten.
- Die sechste Regel lautet: Legen Sie die Latte hoch. Lassen Sie bei Ihren Wachstumserwartungen an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht locker. Das heißt nicht, dass Sie sie unter Dauerstress setzen. Dauerkontraktion führt nicht zu Verbesserung, sondern zu Verkrampfung. Machen Sie aber keinen Hehl daraus, dass Ihre Erwartungen an Menschen, mit denen Sie arbeiten, hoch ausgeprägt sind und die Zeit und Energie, die Sie investieren, in Form von verbesserten Leistungen zurückhaben wollen. Vergessen Sie bei all dem nicht, dass Sie auch eine Schutzverpflichtung als Arbeitgeber haben. Es geht nicht darum, Menschen zu überfordern oder über Gebühr zeitlich in Anspruch zu nehmen.
- Ohne Netz und doppelten Boden – Üben am realen Kunden. Hier müssen Sie natürlich darauf achten, dass Sie diese Strategie nicht im Key-Account-Management anwenden, wo das Überleben des Unternehmens von wenigen Großkunden abhängt. Die Botschaft dieser Regel ist folgendermaßen zu verstehen: Sie können keine virtuelle Lernwerkstatt aufbauen und Lernerfahrungen von substanziellem Wert außerhalb des betrieblichen Alltags produzieren. Selbstverständlich sind Klassenraum-Situationen als Trockentraining notwendig und sinnvoll – der wirkliche Übungswert entsteht aber erst in der realen Praxis. Achten Sie darauf, dass die Lern- und Übungsobjekte, an denen Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre eigenen Erfahrungen machen können, nicht von existenzieller Tragweite für das Unternehmen sind.
- Sprechen Sie so viel wie möglich mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Informieren Sie, erklären Sie, verdeutlichen Sie Zusammenhänge und Abhängigkeiten, zeigen Sie Stolpersteine und Fallen auf, leiten Sie sie an. Daraus lernen sie mitunter mehr als aus einem Training. Zusätzlich leisten Sie auf diesem Wege einen wesentlichen Beitrag zur Mitarbeitermotivation.
- Seien Sie Vorbild!
Diese und viele weitere wertvolle Tipps rund um das Thema Personalentwicklung finden Sie in unserem Booklet Professionelle Personalauswahl und -entwicklung.
Booklet jetzt bei Amazon bestellen
Ein Kommentar
Sehr geehrter Herr Lorenz,
vielen Dank für Ihren Beitrag zum Thema Personalentwicklung.
Insbesondere die erste Regel „Personalentwicklung ist immer und überall“ ist m.E. immer wieder zu betonen (aber natürlich nur dort wo angebracht anzuwenden). Hier finde ich es auch sehr wichtig, explizit herauszustellen, dass dies auch (falls die folgenden Orgaeinheiten vorhanden sind) die kontinuierliche Schnittstellenarbeit zwischen Personalentwicklung, Recruiting / Personalauswahl und den Führungskräften mit Personal- und / oder Personalentwicklungsbedarf betrifft…
Mehr insgesamt zum Thema: Ich habe selber einen sehr umfangreichen (und auch bei mir veröffentlichten) Artikel zum Thema Personalentwicklung geschrieben und teile Ihre Ansichten!
Beste Grüße, H.S.