Meinen letzten Blogbeitrag zum Thema Selbstmarketing hatte ich drei praktischen Tipps gewidmet, die insbesondere Frauen dabei unterstützen, sich selbst und ihre Leistungen sichtbar zu machen.
Keine Bange, auch im heutigen Blog geht es nicht um Prahlerei, sondern um Tipps gegen falsche Bescheidenheit!
Beim Aufräumen fiel mir neulich mein Poesiealbum in die Hände, blauer Jeanseinband mit bunten Blumen und einem bronzefarbenen Verschluss.
Gibt es heute eigentlich noch Poesiealben? Ja, gibt es. Sie nennen sich jetzt Freundschaftsbuch, sind immer noch „analog“, also gebunden und in Papierform, die App-Versionen haben sich nicht durchgesetzt.
Ich blätterte also in meinem Poesiealbum und fand dies:
Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein
und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.
Und das hatten mir gleich zwei Freundinnen gewidmet!
Ein Sinnbild für das, was ich in meinen Frauentrainings oder Coachings zum Thema Selbstbewusstsein und Selbstmarketing erlebe. Hier die drei typischen Aussagen von Frauen, allesamt bestens ausgebildet, berufserfahren, leistungsorientiert, wenn man Ihnen diese Fragen stellt: „Auf welche beruflichen Erfolge sind sie besonders stolz? Und was tun Sie, um sich und Ihre Leistungen sichtbar zu machen?“
- Die Prinzessin-Falle
„Ich bin Expertin in meinem Gebiet, das muss mein Chef doch sehen!“ Sie wartet auf der Burg auf den Prinzen, der sie abholt. Und so warten viele Frauen viel zu lange auf eine Gehaltserhöhung oder Beförderung und ärgern sich über die fehlende Anerkennung ihrer Leistungen. - Die Vergleichs-Falle – Andere können das viel besser als ich!
„Mein Kollege ist ein sehr guter Präsentator, also habe ich ihm die Ergebnispräsentation zu unserem Projekt überlassen.“ Die Folge? Der Erfolg des Projekts wird mit dem Kollegen verbunden und nicht mit ihr. Wenn wir uns immer mit anderen vergleichen und deren Stärken nacheifern, dann werden wir unsere eigenen Fähigkeiten zu wenig nutzen und entwickeln. Für die Kollegin in diesem Beispiel bleiben dann Präsentationen eine Situation, die sie vermeiden wird. - Die „Nicht-der-Rede-wert-Falle“
„Das ist doch nichts Besonderes und außerdem ist das mein Job.“ So reagieren viele Frauen, wenn andere sie für ihre Arbeit anerkennen. Das ist gleich doppelt schädlich! Denn zum einen vermitteln sie bei ihrem Gegenüber den Eindruck, dass die anerkannte Leistung vielleicht doch nicht so besonders war. Und es stärkt nicht gerade das eigene Selbstwertgefühl, wenn ich meine Arbeit und Leistung derart abwerte und das obwohl andere sie positiv beurteilen!
So stehen sich viele Frauen beim Thema Eigenmarketing selbst im Weg. Einerseits wissen sie um die Bedeutung der gezielten Selbstvermarktung, um sich selbst, die eigenen Erfolge und auch die Leistungen ihres Teams sichtbarer zu machen. Andererseits bewerten sie entsprechendes Verhalten bei anderen negativ bzw. abwertend als angeberisch und sich anbiedernd.
Falls Sie also die beschriebenen Aussagen oder ähnliche Mentalbremsen auch bei sich selbst entdeckt haben, dann nutzen Sie die folgenden Gedanken für ein Umdenken:
Erfolge und Stärken auf dem Zettel haben
- Sichtbar machen bedeutet „darlegen, aufzeigen, klarstellen, an die Oberfläche bringen, freilegen, herausarbeiten, betonen, zugänglich machen“. Im besten Wortsinn geht es also darum, zu zeigen, was schon da ist und nicht etwas vorzutäuschen oder selbstdarstellerisch zu verkaufen. Finden Sie also heraus, was schon da ist, indem Sie sich Ihrer eigenen Stärken bewusst werden und Ihre eigenen Erfolge selbst würdigen. Machen Sie sich klar, dass regelmäßige Rückmeldungen zu Ergebnissen, gelösten Problemen und erreichten Erfolgen auch anderen nutzen, um Sie besser einzuschätzen. Und es hilft Ihrer Führungskraft, die Abteilung und Sie zu vertreten.
Tipp: Damit Sie Ihre Erfolge und Stärken buchstäblich „auf dem Zettel haben“, machen Sie jede Woche einen Termin mit sich selbst. Nehmen Sie sich 20 Minuten Zeit für sich und notieren Sie, was Ihnen in der Woche gut gelungen ist und welche Ihrer Fähigkeiten Ihnen dabei genutzt haben.
Hören Sie auf, sich zu vergleichen
- Als ich vor vielen Jahren als Führungskraft im Bereich HR arbeitete und viele Präsentationen halten musste, verglich ich mich immer mit meinem damaligen Chef, dem es besonders gut gelang, Botschaften auf sehr eingängige Weise zu präsentieren und auf den Punkt zu bringen. Ich eiferte ihm nach, indem ich versuchte, seinen Stil auch für meine Präsentationen zu übernehmen. Es gelang mir leidlich gut, meine Präsentationen nach seiner Vorgehensweise zu machen und wohl fühlte ich mich auch nicht. Meine Stärke, auf die Zuhörer einzugehen, und meine eigene Begeisterungsfähigkeit bekamen zu wenig Raum und mein Auftritt wurde dadurch sehr förmlich und alles andere als gewinnend. Ich habe die besonderen Stärken meines Chefs als Maßstab für erfolgreiche Präsentationen gewählt, anstatt meine Stärken bei Präsentationen gezielt einzusetzen. Wählen Sie also nicht einen Maßstab, der nicht zu Ihnen passt, sondern finden Sie Ihren Stil, bei dem Ihre besonderen Fähigkeiten zur Geltung kommen. Und hören Sie auf, sich mit anderen zu vergleichen! Jeder Mensch ist anders und hat seine eigenen Stärken, finden Sie also Ihre heraus.
Tipp: Analysieren Sie berufliche Herausforderungen und Situationen, in denen Sie sich wohl und souverän gefühlt haben. Wie waren die Menschen und die Rahmenbedingungen? Was haben Sie gemacht, wie haben Sie sich verhalten? Was ging Ihnen leicht von der Hand, was hat Spaß gemacht? Sie sammeln so wertvolle Hinweise, welche Arbeitsweise Ihnen liegt. Und: Wenn Ihnen etwas leicht von der Hand geht, dann haben Sie in dem Feld mit hoher Wahrscheinlichkeit besondere Fähigkeiten!
Nehmen Sie Komplimente an
- Und zum guten Schluss: Wenn Sie positives Feedback bekommen, dann nehmen Sie es dankend an. Ein Kompliment ist in erster Linie ein Kompliment. Es stellt keine Verpflichtung dar, Sie sind dem anderen nichts schuldig und Sie müssen sich nicht revanchieren!
Wollen Sie noch mehr über sich selbst und Ihre Stärken herausfinden? Dann stöbern Sie auch einmal hier.