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Wir haben sicherlich alle schon von verschiedenen Personen gehört, wie wichtig es ist, einen guten ersten Eindruck zu machen. Unsere Eltern natürlich, aber auch Lehrer, Patentanten und alle anderen Personen, die uns einen wichtigen Ratschlag für das Leben geben wollten, haben uns darauf hingewiesen, gerade zu stehen, dem Gegenüber einen festen Händedruck zu geben, ihm in die Augen zu sehen, offen und freundlich zu sein und einen respektvollen Umgang zu wahren.

Im Jugendalter mögen das viele für nerviges Erwachsenengerede halten, aber spätestens, wenn wir den geschützten Raum der Schule verlassen und uns selbstständig unseren beruflichen Weg bahnen müssen, erkennen wir, dass diese Personen mit Ihrem Gerede vielleicht doch gar nicht so Unrecht gehabt haben könnten.

Auch Wissenschaftler, wie der Psychologe Asch (1946), erkannten schon früh, dass der erste Eindruck die Interpretation aller nachfolgend verarbeiteten Informationen zu einer Person stark beeinflusst. Die Erklärung dafür ist ebenso so simpel wie einleuchtend: Das menschliche Gehirn möchte gerne effizient arbeiten und nimmt deshalb nicht bei jedem neuen Reiz eine objektive Bewertung mit allen verfügbaren Informationen vor, sondern greift auf das zurück, was es schon gelernt hat.

Das macht es nachvollziehbar, dass der erste Eindruck bei Vorstellungsgesprächen, wenn wir Kunden akquirieren wollen, wenn wir neue Kollegen kennenlernen oder zufällig den Bereichsleiter im Aufzug treffen, von großer Bedeutung ist.

Aber was genau wird da eigentlich bewertet? Was nimmt der Abteilungsleiter, der in den Aufzug steigt, von uns wahr? Die folgenden Informationen sammeln wir in der genannten Reihenfolge:

  1. Geschlecht, Ethnizität, Alter
    Als erstes nehmen wir eine extrem oberflächliche Kategorisierung vor. Ähnlichkeit ist hier ein Vorteil, der nicht schön, aber dennoch existent ist.
  2. Äußerliche Merkmale der Person: Physische Attraktivität
    Hoch attraktive Personen werden als warmherziger, interessanter und sozial kompetenter eingeschätzt als gering attraktive Personen (Feingold, 1992). Schon hier entscheidet sich demnach, ob wir eine Person grundsätzlich sympathisch finden.
  3. Kontext
    Wir attribuieren den Kontext, in dem wir eine Person kennenlernen, auf diese Person. Es ist beispielsweise nachvollziehbar, dass es einen Unterschied macht, ob wir einen neuen Kollegen zuerst im Büro oder zufällig abends an einer Bar kennenlernen.
  4. Verhalten der Person
    Das erscheint trivial, ist aber wichtig, da sämtliches sichtbares Verhalten, auch gegenüber anderen, von Bedeutung ist. Selbstverständlich haben wir keine guten Chancen bei unserem neuen Mitarbeiter, wenn er am ersten Tag sieht, wie wir als Führungskraft einen anderen Mitarbeiter zusammenfalten.

Dabei wird der erste Eindruck mit all diesen Eindrücken in nur wenigen Sekunden gebildet. Da ist es klar, dass nicht allein das, was wir sagen, ausschlaggebend sein kann. Die Stimme und besonders die Körpersprache haben hier einen viel größeren Anteil daran, was bei unserem Gegenüber ankommt. Deshalb an dieser Stelle ein paar wichtige Tipps, die dabei helfen, mittels Körpersprache einen guten ersten Eindruck zu machen.

  1. Stimmigkeit!
    Seien Sie sich darüber bewusst, welche Botschaft Sie transportieren möchten. Körpersprache, Mimik, Gestik und Ihre Worte sollten dabei zusammenarbeiten und als einheitlich wahrgenommen werden.
  2. Power!
    Brust raus, dynamisch gehen, nicht im Stuhl hängen oder lustlos mit einem Stift spielen. Strahlen Sie Motivation und Selbstbewusstsein aus.
  3. Augenkontakt!
    Schauen Sie Ihrem Gegenüber in die Augen, gucken Sie dabei ruhig und offen. Auf diese Art wecken Sie Vertrauen und können andere leichter überzeugen.
  4. Nachahmen!
    Das mag zuerst merkwürdig klingen, schließlich möchte doch niemand nachgeäfft werden. Tatsächlich spiegeln wir aber häufig unbewusst das Verhalten anderer, das dient dem Sympathieaufbau. Deshalb kann es gewinnbringend sein, beispielsweise die Sitzhaltung des Gesprächspartners zu imitieren.

Nachdem nun klar ist, wie das Bilden des ersten Eindrucks abläuft, was funktioniert aber auch schief gehen kann, stellt sich natürlich die Frage, was zu tun ist, wenn der erste Eindruck misslungen ist.

Wenn Sie nicht den gewünschten Eindruck vermitteln konnten, ist der erste Impuls in der Regel, das Weite zu suchen. Genau das sollten Sie nicht tun. Fliehen Sie, verstärken Sie das negative Bild und verpassen die Chance, dieses gerade zu rücken. Insbesondere in einer westlichen, individualistischen Gesellschaft sind die meisten Leute willig, Ihren ersten Eindruck zu verändern. Also fassen Sie neuen Mut und zeigen Sie, was in Ihnen steckt.

Außerdem ist es wichtig, dass Sie bei einem eindeutigen Fauxpas eine glaubwürdige und nachvollziehbare Erklärung liefern. Eine Erklärung ist gut, aber versuchen Sie, nichts zu konstruieren, womit Sie sich selber nicht in Gänze wohlfühlen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie eine solche Erklärung auch nicht glaubhaft vermitteln können.

Festzuhalten ist, dass der erste Eindruck tatsächlich große Bedeutung für die weitere Interaktion hat. Außerdem bilden wir ihn in kürzester Zeit und beziehen dabei viele fundamentale und äußerliche Merkmale mit ein. Schafft man es, mit seinem gesamten Körper eine selbstbewusste Freundlichkeit auszustrahlen, ist bereits viel gewonnen.


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Das Vorstellungsgespräch ist nur einer von vielen Bereichen, in denen der erste Eindruck entscheidend ist. Unser Taschenguide Vorstellungsgespräche bereitet Sie optimal auf Ihr bevorstehendes Vorstellungsgespräch vor.

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Diesen Beitrag hat Adrian Thomas während seines Praktikums bei grow.up. verfasst.

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Die Macht des ersten Eindrucks im Vorstellungsgespräch
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